Die 5 größten Fehler im Einkauf mittelständischer Industrieunternehmen und wie Sie diese vermeiden

Die 5 größten Fehler im Einkauf mittelständischer Industrieunternehmen und wie Sie diese vermeiden

Der Einkauf in mittelständischen Industrieunternehmen ist weit mehr als nur die Beschaffung von Gütern und Dienstleistungen. Er ist ein strategischer Hebel für Wettbewerbsfähigkeit, Innovation und Resilienz. Doch allzu oft wird sein volles Potenzial nicht ausgeschöpft, und es schleichen sich Fehler ein, die langfristig fatale Folgen haben können. In diesem Artikel beleuchten wir die fünf größten Fallstricke im Einkauf mittelständischer Unternehmen und zeigen auf, wie Sie diese proaktiv vermeiden können, um Ihren Einkauf zu einem echten Procurement Champion zu machen.

1. Mangelnde Digitalisierung und Automatisierung: Das Festhalten am Gestern

Viele mittelständische Unternehmen verharren noch in manuellen Prozessen, die auf Excel-Tabellen und E-Mail-Korrespondenz basieren. Während dies in der Vergangenheit ausreichend gewesen sein mag, führt es heute zu erheblichen Ineffizienzen, mangelnder Transparenz und einer hohen Fehleranfälligkeit. Die rasante Entwicklung von Technologien wie Künstlicher Intelligenz (KI) und automatisierter Datenanalyse wird ignoriert, wodurch wertvolle Potenziale zur Effizienzsteigerung ungenutzt bleiben [1].

Wie Sie diesen Fehler vermeiden: Investieren Sie in moderne SRM-Systeme (Supplier Relationship Management) und nutzen Sie KI-gestützte Tools zur Automatisierung von Routineaufgaben wie Preisanfragen oder Lieferantensourcing. Digitale Plattformen bieten Echtzeit-Einblicke in Preisentwicklungen und Marktanalysen, was zu fundierteren Entscheidungen führt. Eine solide digitale Infrastruktur ist der Grundstein für einen zukunftsfähigen Einkauf.

2. Fehlendes strategisches Risikomanagement in der Lieferkette: Blindflug in stürmischen Zeiten

Globale Krisen und geopolitische Spannungen haben die Anfälligkeit von Lieferketten drastisch offengelegt. Ein reaktives statt proaktives Risikomanagement, mangelnde Diversifizierung und fehlende Transparenz über die gesamte Lieferkette sind gravierende Fehler. Eine KPMG-Studie aus dem Jahr 2023 zeigt, dass 77% der Einkaufsverantwortlichen das Risiko von Lieferunterbrechungen als kritischen externen Faktor einstufen [2]. Lieferausfälle können zu Produktionsstopps und erheblichen Reputationsschäden führen.

Wie Sie diesen Fehler vermeiden: Bauen Sie resiliente Lieferketten auf. Dies beinhaltet Multi-Sourcing-Strategien, um die Abhängigkeit von einzelnen Lieferanten oder Regionen zu reduzieren. Implementieren Sie Echtzeit-Datenanalysen zur Früherkennung von Risiken und pflegen Sie enge, partnerschaftliche Beziehungen zu Ihren Lieferanten, um Transparenz und Vertrauen zu schaffen.

3. Vernachlässigung von Nachhaltigkeit und Compliance: Die tickende Zeitbombe

Die regulatorischen Anforderungen an Unternehmen, insbesondere im Bereich Nachhaltigkeit und Compliance, werden immer strenger. Gesetze wie das Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz (LkSG), CBAM (Carbon Border Adjustment Mechanism) und REACH (Registration, Evaluation, Authorisation and Restriction of Chemicals) erfordern proaktives Handeln. Die Ignoranz oder unzureichende Integration von ESG-Kriterien (Environmental, Social, Governance) in die Beschaffung kann zu rechtlichen Risiken, hohen Bußgeldern und einem massiven Imageverlust führen [2].

Wie Sie diesen Fehler vermeiden: Integrieren Sie ESG-Kriterien fest in Ihre Lieferantenbewertung und -auswahl. Nutzen Sie digitale Lösungen, um die Einhaltung von Compliance-Vorgaben entlang der Lieferkette zu überwachen und zu dokumentieren. Proaktives Handeln in diesem Bereich stärkt nicht nur Ihre Marke, sondern minimiert auch potenzielle Risiken und sichert Ihnen den Zugang zu neuen Märkten und Kunden, die Wert auf nachhaltige Beschaffung legen.

4. Unzureichende Datenanalyse und fehlende Markttransparenz: Entscheidungen im Nebel

Entscheidungen, die auf Bauchgefühl statt auf fundierten Daten basieren, sind im heutigen dynamischen Marktumfeld ein Luxus, den sich mittelständische Unternehmen nicht leisten können. Fehlende Einblicke in Preisentwicklungen, Rohstoffindizes und Marktbedingungen führen zu verpassten Einsparpotenzialen, einer geschwächten Verhandlungsposition und suboptimalen Beschaffungsentscheidungen [1].

Wie Sie diesen Fehler vermeiden: Etablieren Sie eine klare Datengrundlage für Ihre Einkaufsentscheidungen. Setzen Sie Business Intelligence Tools ein, um Marktdaten zu analysieren und nutzen Sie Rohstoffpreisindizes, um Preisentwicklungen zu prognostizieren. Bauen Sie interne Kompetenzen in der Datenanalyse auf oder arbeiten Sie mit externen Spezialisten zusammen, um maximale Markttransparenz zu gewährleisten.

5. Fehlende Talententwicklung und Attraktivität des Einkaufs: Der Kampf um die Besten

Der Fachkräftemangel macht auch vor dem Einkauf nicht Halt. Eine geringe Attraktivität der Einkaufsfunktion, fehlende Weiterbildungsmöglichkeiten und ein Mangel an Investitionen in die Talententwicklung führen zu Innovationsstau und Schwierigkeiten bei der Besetzung wichtiger Positionen. Dabei ist ein qualifiziertes und motiviertes Einkaufsteam entscheidend für den Erfolg [2].

Wie Sie diesen Fehler vermeiden: Gestalten Sie die Einkaufsrollen attraktiver und investieren Sie gezielt in die Weiterbildung Ihrer Mitarbeiter. Dies umfasst nicht nur digitale Kompetenzen, sondern auch spezialisierte Kenntnisse in Bereichen wie ESG und Risikomanagement. Fördern Sie eine Kultur der kontinuierlichen Weiterentwicklung und positionieren Sie Ihren Einkauf als einen Bereich mit spannenden Karriereperspektiven, um die besten Talente anzuziehen und zu halten.

Fazit: Werden Sie zum Procurement Champion!

Die Vermeidung dieser fünf größten Fehler ist kein Hexenwerk, erfordert jedoch eine strategische Neuausrichtung und die Bereitschaft, in moderne Prozesse und Technologien zu investieren. Mittelständische Industrieunternehmen, die ihren Einkauf als strategischen Werttreiber erkennen und proaktiv gestalten, werden nicht nur ihre Kosten optimieren und Risiken minimieren, sondern sich auch entscheidende Wettbewerbsvorteile in einem zunehmend komplexen Marktumfeld sichern. Werden Sie zum Procurement Champion und gestalten Sie die Zukunft Ihres Unternehmens aktiv mit!

Referenzen:

[1] Tacto. (o. J.). Einkauf im Mittelstand: Fokusthemen und Trends in 2025. Abgerufen von https://www.tacto.ai/resources-posts/einkauf-im-mittelstand-fokusthemen-und-trends-in-2025

[2] KPMG. (2024, 7. Juli). 5 Trends, die den Einkauf nachhaltig verändern. Abgerufen von https://kpmg.com/de/de/home/themen/2024/07/5-trends-die-den-einkauf-nachhaltig-veraendern.html